Unos cuantos piquetitos… nur ein paar kleine Dolchstiche…

Aus: Senor Ruì – Die Nachtigall

Frida liebte Diego. Sie bewunderte ihn, sah zu ihm auf, fühlte sich verschwindend klein neben ihm. Ihr Verhältnis war gespalten. Sie hatten sich kennengelernt, als Frida ihn um seine Meinung zu ihren Gemälden bat. Und gleichzeitig misstraute sie ihm. Sie verliebte sich in ihn, in den großen Maler der Murales, stellte sich in seinen Schatten, war um sein Wohl besorgt, tat alles um ihn zufriedenzustellen. Sie wollte ihm einen Sohn schenken, doch es war ihr nach dem schlimmen Unfall nicht vergönnt. Ihre Trauer und Frustration, kein Kind bekommen zu können, steckt in all ihren Bildern. Während es früher Mitleid in mir erregte, beneide ich sie heute darum, keine Kinder bekommen zu können. Ich sehe an mir herunter, betrachte meinen inzwischen dicken Bauch und spüre ein verhaltenes Strampeln des Babys in mir, als wolle es mir sagen, ich bin immer noch da, deine Wut konnte mir nichts anhaben. Ich wandele weiter zwischen den Bildern umher, genieße Fridas Anwesenheit, ihre brutalen Werke trösten mich auf eine seltsame Art. Sie geben mir das Gefühl, dass es Menschen gibt, denen es schlechter als mir selbst ergangen ist. Ich gehe weiter, gesenkten Hauptes, vorbei an all den Touristen, die ich am liebsten fortschicken würde. Ich will allein mit ihr sein. Das Atelier ist riesig, ich gehe durch die Hallen und ignoriere die Bilder, die ihre Geburt zeigen. Sie machen mir Angst. Von einem Bild kann ich mich jedoch nicht losreißen. Ich bleibe wie hypnotisiert vor „Ein paar kleine Dolchstiche“ stehen. Das Bild zeigt nicht sie selbst, sondern den Mord an einer jungen Frau, von dem sie aus der Zeitung erfahren hat. Sie hatte ihren Mann betrogen, er hat sie auf dem Bett erstochen und soll sich vor Gericht mit dem Satz: „Aber es waren doch nur ein paar kleine Dolchstiche!“ verteidigt haben. Man sagt, Frida wollte mit diesem Werk ihrer Wut Ausdruck verleihen, als sie herausfand, dass Rivera sie mit der eigenen Schwester betrog. Ich trete näher an das Bild heran, kann seinen Geruch schon fast wahrnehmen. Ich betrachte den goldenen Rahmen, Frida ist über ihr Ziel hinausgegangen, nicht nur das Bild selbst ist mit Blutflecken übersät, auch der Rahmen ist von Blutspuren gezeichnet, als habe das Bild beim Mord der jungen Frau mitten im Raum gestanden. Als habe der Mörder so fest zugestochen, dass das Blut das Bild befleckte. Ich wage noch einen Schritt vorwärts, nun ist das Werk keine zehn Zentimeter von meiner Nasenspitze entfernt. Ich rieche daran, hebe einen Finger, um es vorsichtig zu berühren. Ich muss sie spüren. Sie will mir etwas sagen, ich fühle es. Frida will mich warnen, warum sonst hat sich mich bis hierher in den letzten Raum dieser riesigen Ausstellung geführt? Ich hebe den Finger, sehe mich um wie ein Verbrecher. Die Dame am anderen Ende des Raumes hält einen intensiven Tratsch mit ihrer Kollegin. Ich kann es wagen. Meine Fingerkuppen streichen über die Leinwand, ich spüre die kleinen Unebenheiten, die trockene Farbe, sehe in das Gesicht der Ermordeten. Sie ist keine Fremde mehr. Ich kenne dieses Mädchen. Sie ist mir vertraut. Ohne dass ich es will, entfernt mir ein leiser Schrei, ich kann mich selbst auf dem Bett sehen, in all dem Blut, den Körper mit Stichen übersät, neben mir steht er, der dunkelhaarige Mann, er trägt schwarze Hosen und betrachtet befriedigt sein makabres Werk. Er lächelt verschmitzt. Meine Augen sind geschlossen, aus meinem rechten Arm tropft das Blut auf die Erde. Ich habe meinen Schuh verloren, meine Haare verteilen sich über das Kissen, sie sind schmutzig und zerzaust, es war ein heftiger Kampf. Auch aus meinem Mund sickert Blut. Die Schmerzen haben mir das Bewusstsein geraubt, ich bin ohnmächtig. Das Hemd des Mannes sieht aus wie das eines Metzgers. Besudelt von oben bis unten, nachdem er sein Opfer zur Schlachtbank gebracht hat. Er hat kurzen Prozess gemacht, so sehr trieb ihn die Eifersucht an. Vielleicht wollte er sie gar nicht töten, sondern nur bestrafen, nachdem sie ihn betrogen hatte. Ich nehme den Finger herunter, verstecke meine Hand verschämt hinter meinem Rücken. Als ich mich langsam rückwärts von diesem Alptraum wegbewege, sehe ich, dass der schwarzhaarige ein wenig die Lippen öffnet und ein paar weiße Zähne hervor blitzen. Frida hat schon immer ganz besonders auf die Details geachtet.

Preview Senor Ruì – Die Nachtigall

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Juli 2014

Ruì erwacht von einem stechenden Schmerz im Oberarm. Nicht einmal an diesem Morgen lässt die zehn Zentimeter lange Narbe ihn in Frieden ruhen. Er verzieht das Gesicht, noch bevor er die Augen öffnet. Dann berührt er seinen Oberarm, seine Haut ist wund und die Verletzung pulsiert rhythmisch. Eine Träne lockert sich aus seinem linken Augenwinkel und läuft ihm über die Wange, bis sie mit einem zarten, klopfenden Geräusch auf die harte Liegefläche tropft. Ein früher Sonnenstrahl fällt durch das winzige Fenster und wärmt seine Stirn, wie es einst Eva tat, wenn er die Schmerzen nicht mehr ertrug. Er hatte Glück mit diesem Zimmer, immerhin musste er in den letzten Jahren nicht ständig nach der Uhrzeit sehen, um zwischen Tag und Nacht unterscheiden zu können. Ruì hebt die Hand, um sich die Träne von der Wange zu wischen. Niemand soll ihn weinen sehen. Nicht an diesem letzten, so besonderen Tag.

Er glaubt, das Läuten der Kirchenglocken zu hören, dabei ist es in diesem Raum unmöglich. Noch einmal eine Kirchenglocke zu hören, es wäre nur allzu schön. Er lauscht dem Ticken der Uhr an der Wand, folgt der Bewegung des Sekundenzeigers. Fünf Uhr und drei Minuten. Noch eineinhalb Stunden, dann wird man ihn wecken. Zeit genug, noch einmal die Augen zu schließen und sich den Gedanken hinzugeben. Ruì dreht sich auf die Seite, der Druck lindert die Narbenschmerzen. Nach so vielen Jahren hat er Freundschaft mit diesen Schmerzen geschlossen. Er kann mit ihnen umgehen, selbst in den letzten Jahren, als sie immer stärker und häufiger auftraten, hat er sie nie verflucht. Vielleicht auch, weil so viele Erinnerungen in ihr stecken, auf die er nicht verzichten will. Spürt er das Stechen, spürt er seine Familie.

Seine Augen kämpfen gegen das frühe Sonnenlicht. Obwohl die Liege viel zu hart ist, nimmt er das Kissen und schützt seine geschlossenen Augen vor dem hellen Licht. Augenblicklich wird es kühl und dunkel. Er entspannt sich innerhalb weniger Sekunden. Zunächst fällt es ihm schwer, sich die Gesichter seiner Lieben in Erinnerung zu rufen, sind doch schon gut zehn Jahre seit jenen schlimmen Monaten vergangen.

Ein wirrer Traum holt ihn ein. Wie oft hat er ihn schon geträumt in den letzten Jahren, seit diese wenigen, kalten Quadratmeter zu seinem Zuhause wurden?

Er sieht sich selbst als jungen Mann, der Mann, der er damals war. Er ist nackt wie Adam im Paradiese, ungeschützt. Er schämt sich seiner Nacktheit nicht. Er geht glücklich durch sein Haus, in dem er mit seiner Frau Eva wohnte. Sie erwartete ein Kind. Im Oktober sollte es auf die Welt kommen. Er sucht sie, lacht über ihr Versteckspiel. Er ruft sie, Eva, Eva, wo bist du? Wo hast du dich versteckt? Nun komm schon, zeig dich! Doch Eva reagiert nicht, sie antwortet nicht, kein Wort, kein Laut. Er geht durch alle Zimmer, rennt in den Keller, in den Dachboden, in die Küche, sieht zum Fenster heraus, das über die Terrasse in den blühenden Garten führt. Nichts, er kann sie nicht finden. Er beginnt, sich zu sorgen, sein Atem geht schneller, schließlich rast sein Puls. Der Traum wird immer hektischer, er stürzt zum Schlafzimmer, betritt es, einen Moment lang sieht er seine eigenen, vor Entsetzen aufgerissenen Augen. Das Zimmer hat eine rote Farbe angenommen: die elfenbeinfarbenen Wände, der hölzerne Boden, die hellen Möbel, das Bett, alles ist in dunkelrote Farbe getaucht. Selbst die Fenster sind rot. Es ist die Farbe Evas, die Farbe ihrer Leidenschaft, ihres Herzens, ihres Blutes. Eva liegt auf dem Bett, ihr Leib wurde aufgeschnitten, das Blut fließt in langsamen Strömen über ihren Körper. Sie liegt lächelnd auf dem Bett und betet. Ihr Blick durchdringt ihn. Er kann nicht aufhören zu schreien. Sie lächelt weiter, beendet ihr Gebet, dann nimmt sie ein Messer auf, das neben ihr auf dem dunkelroten Bett liegt. Sie sieht es an und hält es ihm hin. Er spricht auf sie ein, geht langsam auf sie zu, um ihr zu helfen, um die furchtbaren Blutungen zu stillen. Als er an ihrem Bett steht, erkennt er sich selbst auf der gegenüberliegenden Seite. Er sieht sich wie in einem absurden Spiegel. Der Mann, der ihm gegenüber steht, ist angezogen, nicht nackt und schutzlos wie er selbst. Er lacht hämisch, zeigt mit seinem Finger auf ihn und seine verblutende Frau. Er lacht und lacht und lacht, er kann sich nicht beruhigen. Ruì schreit ihn an, voller Wut, befiehlt ihm, aufzuhören. Je mehr er schreit, je wütender er wird, desto lauter wird das Lachen seines Gegenübers. Das Lachen wird durchs Evas Stimme übertönt. Irritiert blickt er seine Frau an. Sie hat erneut begonnen zu beten. Ihre Stimme wird immer lauter, sie fällt in Trance, lächelt durch ihn hindurch.

Die Young! Eine Metal-Liebe…

Love, Drugs ’n Heavy metal: Nora ist verliebt, beschließt den Ausbruch, weg von zu Hause und hin zu Tom, dem Frontsänger der Metalband „Die Young“.

Doch die heiße Liebe zum großen Star nimmt bald eine kriminelle Wendung…

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Annes Schwester… Wie wär’s mit ein bisschen Gänsehaut?

Annes Schwester

Anne Marschall ist eine glückliche, berühmte Schriftstellerin. Als ihr die Ideen für einen neuen Roman ausgehen, beschließt sie, die Allgemeinheit zu einem Ideenwettbewerb aufzurufen. Die Antworten kommen prompt, doch nur die Idee der Susi Feldwebel weckt ihr Interesse: Susi schreibt vom Mobbing, dass sie schlecht behandelt wird und sich danach sehnt, ihre Widersacherinnen auszuschalten.

Je öfter Susi Emails an Anne schreibt, desto schlechter geht es Anne. Sie leidet unter Wahnvorstellungen und Schwächeanfällen, wird ihres Lebens nicht mehr Herr. Zur selben Zeit geschehen in der Gegend mehrere Morde an jungen Mädchen. Eines Tages beschließt Anne, Susi zu suchen. Susi lädt Anne nach Paris ein, um sie im Schloss Versailles zu treffen. Anne, in Begleitung ihres Freundes Andreas, fliegt dorthin, sucht Susi in den Gruften des Schlosses und glaubt, sie dort zu sehen. Sie erleidet einen weiteren Schwächeanfall.

Andreas wird skeptisch, er ist sich sicher, dass mit Anne etwas nicht in Ordnung ist. Am nächsten Tag ist er verschwunden. Wochen später findet man seine Leiche in der Seine.

Annes Zustand wird zusehends schlimmer, sie kann sich selbst nicht mehr im Spiegel ansehen, leidet unter Halluzinationen. Sie beschließt, sich selbst mit ihrer Schulvergangenheit zu konfrontieren und geht gemeinsam mit ihrer Freundin Marlene zu ihrer ehemaligen Schule, wo sie als Kind gehänselt wurde. Sie fühlt sich in die Vergangenheit zurückversetzt, hält Marlene im Wahn für eines der Mädchen, das sie damals mobbte und setzt ein Messer an, um sie zu töten – doch sie hält inne, als sie ihr wahres Ich erkennt…

Die Rache der Schmetterlinge: Wer hat den „Fleck“ auf dem Gewissen?

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Ein Auszug aus „Die Rache der Schmetterlinge“ (Kapitel XII, Vanessa)

Ich wurde 1961 als Tochter eines Großunternehmers und seiner Sekretärin geboren. Ich bin behütet aufgewachsen, meine Eltern ließen es mir an nichts fehlen. Ich genoss die beste Ausbildung, studierte und machte schnell Karriere in Vaters Firma. Doch eines Tages hatte ich die Buchhaltung satt und verschrieb mich dem Gastgewerbe. Zu Anfang waren sie wütend, versuchten, mir die Flausen auszutreiben, doch ich ließ nicht locker. Schließlich konnte ich meine Eltern davon überzeugen, dass es meine Berufung war, mich um Gäste zu kümmern, es bereitete mir Freude, mit den Menschen zu sprechen, ihnen ihre Wünsche zu erfüllen. So begann ich, in verschiedenen Hotels und Restaurants zu arbeiten. Der Anfang war schwer, schließlich half mein Vater nicht mehr nach. Doch ich konnte mich erfolgreich durchboxen, vom Zimmermädchen zur Rezeptionistin, von der Baristin zur Eventmanagerin, von der Buchhalterin zur Oberkellnerin – ich habe alles mitgenommen. Dann endlich kam der Tag, als ich mein eigenes Restaurant eröffnen durfte. Ich erinnere mich noch heute an den Moment, als ich mit zitternden Händen den Kaufvertrag unterschrieb. Ich bekam Angst, fühlte mich allein und verlassen, hatte das gesamte Erbe meiner lieben Eltern und meine Ersparnisse in meinen Traum gesteckt und keinen Groschen mehr in der Tasche. Ich hatte noch einen Zwanziger im Geldbeutel, bin zur nächsten Bar gegangen, um auf mich selbst anzustoßen. Dann habe ich die Tür zum Restaurant geöffnet. Die ersten Wochen liefen schleppend, zu versteckt war das Lokal, obwohl es sich mitten in der Innenstadt befand. Doch langsam kamen immer mehr Gäste, brachten ihre Freunde mit, die Werbung funktionierte und bald brummte das Geschäft. Meine Ausgaben holte ich wieder herein, ich wurde zusehends reicher. Zeit, um das Geld zu verschleudern, hatte ich keine.

Eines Abends setzte sich ein freundlicher, junger Mann an den Tresen und bestellte einen Drink. Ich wollte ihm schon einen Platz anbieten und die Speisekarte reichen, doch er lehnte ab. Er wolle nur etwas trinken und mir ein wenig meiner Zeit stehlen, sagte er. Ich antwortete, dass ich wenig davon besäße, doch er wollte warten. Er saß geduldig bis Mitternacht an der Bar, las die Zeitung und beobachtete mich. Ich war gerade dabei, die Kasse zu schließen, als endlich aufstand und scheinbar gehen wollte. Doch dann fragte er: „Kennen Sie die Nachtfalter?“ Ich schmunzelte amüsiert. „Nein, wer soll das sein?“ „Eine Schauspielergruppe. Sie machen auch Veranstaltungen in Restaurants. Krimi beim Abendessen, wenn Sie davon schon mal gehört haben. Ich glaube, Ihr Restaurant wäre ideal dafür, Frau…“ „Vanessa.“, ergänzte ich seinen Satz. „Vanessa. Der Schmetterling. Ein wunderschöner Name. Ich bin Eric. Sehr erfreut.“ Wir gaben uns die Hand, und er hielt sie einen Moment länger fest, als unbedingt nötig. Der Ausdruck in seinen Augen sprach Bände. Von diesem Abend an kam er täglich ins Restaurant, umgarnte mich, machte mir den Hof. Ich wusste gar nicht, wie mir geschah. Er, der gute zehn Jahre jünger war als ich, ließ mich aufblühen. Ich war nie verheiratet gewesen, war Zeit meines Lebens auf Karriere aus und hatte die Männer stets links liegen lassen. Unter meinen Freundinnen war ich als alte Jungfer verschrien. Nicht, dass es an Gelegenheiten gemangelt hätte, Gott bewahre, doch ich hatte einfach kein Interesse an ihnen. Eric war anders. Er zog meine Aufmerksamkeit auf sich, war präsent, ließ nicht locker und schließlich gab ich mich ihm hin. Die alte Jungfer ging in Flammen auf und erkannte sich selbst nicht wieder. Er stellte mich seinen Freunden der Theatergruppe vor. Eine sympathische Schar, ich lud sie gerne ein. Zum Essen und um ihre Krimi-Abende vorzuführen. Das Lokal war an jenen Abenden immer gut gefüllt, oft musste ich den Gästen sogar absagen, weil keine Plätze mehr frei waren. Wir wurden einander vertraut, oft verbrachten wir die Abende nach den Aufführungen bis spät in die Nacht hinein gemeinsam. Besonders nett war es mit Marco, dem Kopf der Gruppe. Er spielte stets den Bösewicht bei den Vorstellungen, doch im wahren Leben war er der liebste Mensch der Welt. Er stammte aus Rom, lebte doch schon lange im nahen Innsbruck. Eines Abends bemerkte ich, dass er anders war. Gedankenverloren lächelte er vor sich hin. Er vergaß plötzlich seinen Text, er, der sonst immer so perfekt gespielt hatte! Ich nahm ihn zur Seite und fragte neugierig, ob er sich vielleicht verliebt habe. Er wurde rot und antwortete: „Ja. Sie ist das Schönste, was ich je gesehen habe. Sie ist die ganz große Liebe.“, schwärmte er und wollte gar nicht mehr aufhören, von seiner Kleinen zu sprechen. So erfuhr ich von Eugenia. Doch seine traurigen Augen verrieten mir, dass dieser Liebe etwas fehlte, dass das Glück doch nicht ganz perfekt war. Ich wollte ihn nicht ausquetschen. So fragte ich Eric in der Nacht, ob er wisse, was mit Marco und seiner Freundin nicht stimmte. Er weihte mich in sein Geheimnis ein. Eugenia war ein junges Mädchen aus Bulgarien, es war nach Österreich gelockt und dort zur Prostitution gezwungen worden. Ich war angewidert von den Personen, die zu solchen Verbrechen fähig waren und empfand großes Mitleid für das junge Glück. Ich war reich, ich wollte helfen. Als ich diese Worte aussprach, viel Eric mir vor die Knie und hielt aus heiterem Himmel um meine Hand an. Ich war völlig perplex, fiel aus allen Wolken. Er flehte mich regelrecht an, ihn zu heiraten. Er stand auf, nahm mich in seine kräftigen Arme und trug mich zum Bett. „Mein Schmetterling, mein Schmetterling…“, raunte er mir ins Ohr. Immer wieder spielte er zärtlich mit der Bedeutung meines Namens, wir liebten uns wie nie zuvor, als ich schließlich unter dem Gewicht seines Körpers zum Höhepunkt kam, war es um meinen Willen geschehen. Ich stöhnte, ich wolle ihn heiraten, ich liebe ihn, er sei mein Leben. Hätte ich es nur besser gewusst…

Keine drei Wochen später waren wir verheiratet. Ich vertraute ihm blind, wollte keinen Ehevertrag. Güterteilung, ich dumme Gans! Nach gerade mal einem Monat Ehe ging es langsam aber sicher bergab mit der Liebe. Er verschwand immer öfter, sprach von Geschäftsreisen. Erst war er nur tagelang, dann sogar wochenlang unterwegs. Selbstverständlich wurde er stets gedeckt. Eines Abends, er war zufällig im Restaurant, stieß Marco zu uns. Er war bleich, schwitzte, wild gestikulierend erklärte er uns, dass Eugenias Vater gestorben sei und er ihren Ausweis zurückkaufen müsse, sie sei verzweifelt, wolle nach Hause, er konnte ihr Heimweh und ihre Trauer nicht länger ertragen. Ich hatte Mitleid. Eric zog mich in die Küche und überredete mich, Marco die 50.000 Euro für Eugenias Pass zu leihen. Nach einer kurzen Diskussion willigte ich ein. Er bürgte für Marcos Zuverlässigkeit, versicherte mir, dass wir das Geld noch vor Ende des Jahres zurückerhalten würden. Wenige Tage später ging ich zur Bank und übergab Marco das Geld. Er dankte mir überschwenglich und versicherte mir, das Geld mit den vereinbarten Zinsen zurückzuzahlen. Bei dem Wort Zinsen wurde ich endlich hellhörig. In meiner Gegenwart hatte Eric nie von Zinsen für das verliehene Geld gesprochen. Ich sagte nichts, doch dann begann ich, nachzuforschen. Eric hatte immer wieder Beträge verliehen, um sie dann mit 20% Zinsen zurückzuverlangen. Ich war entrüstet. Ich begann, ihn auszuspionieren. Ich fand heraus, dass er mich mit Nutten betrug, dass er spielsüchtig war und Heroin sniffte. Ich wollte mich scheiden lassen, doch er drohte mir mit den schlimmsten Dingen. Er schlug mir mit der flachen Hand ins Gesicht, tagelang konnte ich mich nicht im Restaurant blicken lassen. Mein Leben ging den Bach herunter, und das mit 65 Jahren.

Als ich schließlich herausfand, dass Eric der Kopf der Verbrecherbande war, der die jungen Mädchen aus dem Ostblock nach Österreich gelockt hatte, riss mein Geduldsfaden. Ich wollte ihn anzeigen, doch dann kam es zum Eklat: Sie hatten Eugenia vergewaltigt und kaltblütig ermordet, als Marco sie freikaufen wollte. Eric selbst hatte sich die Hände natürlich nicht schmutzig gemacht, er saß friedlich auf dem Sofa, während Eugenia geschändet und erwürgt wurde und Marco, um viele tausend Euro ärmer, die Liebe seines Lebens kalt und mit gebrochenem Blick im Bett liegend vorfand.

Ich schwor auf Rache. Ich traf mich heimlich mit Marco und wir schmiedeten Pläne. Er erzählte mir, dass er zu allem Überfluss auch noch herausgefunden habe, eine Halbschwester zu haben und dass ebendiese die Exfreundin von Eric sei. Er hatte sie betrogen, sie sitzengelassen und sie mit einer unheilbaren Krankheit angesteckt, die er sich im Urlaub in Südamerika eingefangen hatte. Sie war schwach, nicht mehr fähig, alleine zu leben, hatte bereits einen Selbstmordversuch unternommen. Er wollte ihr helfen, sie bei sich aufnehmen, ihr die letzten Jahre so würdig wie möglich gestalten. Nie zuvor hatte ich einen so gebrochenen Mann gesehen. Er hatte alles verloren: seine Liebe, seinen geglaubten Freund und selbst die eben gefundene Schwester würde bald in seiner Gegenwart sterben. Wir beschlossen, sie aus dem Krankenhaus abzuholen, sie in mein Elternhaus zu bringen, dass sich nicht weit von der Stadt befindet. Sie brauchte Abstand, eine andere, wärmere Umgebung. Als ich sie vor wenigen Tagen das erste Mal sah, musste ich unwillkürlich an einen Schmetterling denken. Ihre blauen Augen waren wie ein Flügelkleid, ihr Körper der einer Raupe. Mager, schwach, doch ihre Augen leuchteten, als Marco sie im Rollstuhl aus dem Krankenhaus fuhr und sie in mein Auto lud. Von diesem Moment an waren wir zu dritt. Drei Schmetterlinge.

Offene Rechnungen – Das Geheimnis um Jean

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Kurz nach meinem Studium habe ich ein paar Monate als Dolmetscherin für die Polizei gearbeitet. Ich war ja immer im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Frankreich, und die Polizei hat damals auch Studienabgänger zeitweise eingestellt, weil sie Leute brauchten, die französisch können. Eines Abends haben sie einen Kerl festgenommen, der mit einem Haufen Drogen im Auto an der Grenze erwischt wurde. Das heißt ihn und seinen Bruder. Sie haben mich angerufen, ich war natürlich tierisch aufgeregt, klar, so ein Dolmetscheinsatz ist immer der Wahnsinn. Und dann bei der Polizei, vor einem Verbrecher sitzen, da können einem schon mal die Nerven durchgehen. Ich kam jedenfalls dorthin, direkt an das Grenzerbüro, und die Polizisten saßen den beiden Brüdern in Handschellen gegenüber. Die beiden Brüder redeten unter sich und ich habe vor der Tür noch mitbekommen, wie sie von einer Leiche redeten. Ich war in dem Moment gerade dabei, meine Personalien anzugeben. Die Polizisten haben die beiden nicht verstanden, logisch, sonst hätten sie mich ja nicht gerufen. In dem Moment, als ich dazu kam, waren die beiden Brüder logischerweise still, aber sie hatten wohl irgendwie kapiert, dass ich etwas mitbekommen hatte. Dann war das Verhör, aber da ging es nur um die Drogen, mit denen sie erwischt wurden, sonst nichts. Das Verhör ging stundenlang und die beiden waren echt schwer zu verstehen, sie hatten einen seltsamen Dialekt und ich musste ständig an das denken, was ich aus Versehen mitbekommen hatte. Immer wieder haben sie mich fies angeschaut, als wollten sie mir drohen. Ich hatte wahnsinnig Angst, irgendwas falsch zu übersetzen. Irgendwann wurden die beiden dann abgeführt und im Weggehen hat mir der eine der Brüder zugeflüstert ich solle meine Klappe halten, sonst würde ich meines Lebens nicht mehr froh. Irgendwie sowas in der Art hat er gesagt. Der Polizist hat ihn von mir weggezogen und als die beiden im Polizeiwagen waren hat er logischerweise gefragt, was der andere von mir wollte. Das haben die beiden wiederum vom Auto aus beobachten können. Ich muss den Polizisten ziemlich verängstigt angeschaut haben in dem Moment. Und dann musste ich mit der Wahrheit rausrücken. Ich musste auch unterschreiben, dass ich alles wahrheitsgetreu übersetzt hatte, sonst hätten sie mich belangen können. Klar hatte ich das vor dem Verhör mitbekommen, aber ich konnte das auch nicht einfach weiter mit mir rumschleppen. Also hab ich dem Polizisten erzählt, was ich mitbekommen hatte und tatsächlich wurden die beiden nicht nur wegen Drogenbesitz sondern der eine der Brüder auch wegen Raubmord angeklagt. Der andere hatte wohl mit der Geschichte nicht direkt zu tun, sonst wäre er jetzt nicht hier. Aber er kennt mich und anscheinend hat er mich gestern Abend oder heute Morgen hier gesehen und vielleicht wiedererkannt.“

Alles begann mit einem Start ins zweite Leben… im Jahr 2014.

Das zweite Leben. Sie sind nicht mehr ganz jung, beide unglücklich verheiratet, aber verliebt wie Teenager: Chris und Simone beschließen den Durchbruch in ein zweites Leben. Die Flucht ist geplant, beide verlassen ihre Ehepartner und geben sich ihren tiefen Gefühlen und der gegenseitigen Anziehung hin. Selbst während Simones plötzlicher Schwangerschaft und nach der Geburt ihrer kleinen Tochter Nora schreckt das Pärchen nicht davor zurück, das gemeinsame Leben in vollen Zügen zu genießen…

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Willkommen!

Endlich ist es soweit… Simone Dark bloggt.

Als Einstieg das erste Kapitel aus „Die Rache der Schmetterlinge“, ihr erinnert euch?

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Ich habe sie so sehr geliebt. Meine kleine, süße Eugenia. Sie war ein gefallener Engel. Ich wollte sie retten, aus den Klauen dieses Tieres befreien, doch ich war nicht dazu fähig. Ich hatte nicht genug Geld, um ihr ein würdiges Leben schenken zu können. Ich hatte nicht die Macht, nicht die Kraft, um mich gegen diese Verbrecher zu wehren, die tagtäglich die ärmsten Menschen ausnutzen, indem sie ihnen Hoffnungen machen, um sie anschließend zu verkaufen.

Sie war erst 28. Sie hatte das ganze Leben noch vor sich. Aufgewachsen in einem winzigen Ort im bulgarischen Pleven, hatte eine mittelmäßige Schulausbildung genossen und immer vom Westen geträumt. Sie war die Hoffnungsträgerin ihrer Eltern. Jeden Lev haben sie gespart, um ihr die Reise in den vielversprechenden Westen finanzieren zu können. Lange wartete sie auf ihre Chance, dann sah sie eines Tages die Annonce als Altenpflegerin in der Nähe von Innsbruck. Sie antwortete darauf, bewarb sich, wurde angenommen. Mit schweren Koffern und klopfendem Herzen nahm sie den Zug und machte sich auf den Weg ins vermeintliche Glück. Am Bahnhof weinte sie vor Glück, ohne größere Schwierigkeiten im gelobten Land angekommen zu sein. Ein Mann wartete bereits auf sie, ließ sie in sein Auto einsteigen und bat sie zunächst um ihre Papiere. Gutgläubig und naiv wie sie war, überließ sie ihm ihren Ausweis. Er brachte sie in seine Wohnung, gab ihr zu essen und ein Bett. Er erzählte ihr, er müsse noch einige bürokratische Dinge erledigen, bevor sie zu arbeiten beginnen könne, doch so lange sei sie sein Gast. Er kaufte ihr neue Kleider, hochhackige Stiefel, kurze Röcke, sie ließ es sich gefallen. Sie fragte nach, wann sie denn ihre neue Arbeit beginnen könne, doch er vertröstete sie Tag um Tag, Woche um Woche. Eines Abends bekam der Mann Besuch von zwei weiteren Herren, sie feierten und tranken und überredeten Eugenia, mit beiden zu schlafen. Sie bezahlten, lobten ihre Künste, und kamen am nächsten Abend wieder. Eugenia war zur Hure geworden, ohne dass sie es mitbekommen hatte. Nach einigen Monaten schickte der Mann sie auf die Straße. Jeden Abend fuhr er sie in das Industriegebiet, sie ging anschaffen, er holte sie nach vielen Stunden wieder ab und steckte das Geld ein, dass sie sich erschlafen hatte. Eines Abends versuchte sie es bei mir, als ich gerade dabei war, zu tanken. Es ekelte mich, von einer Nutte angesprochen zu werden, doch dann sah ich in ihre traurigen, blauen Engelsaugen und es war um mich geschehen. Ich lud sie ein, etwas zu trinken. Sie fragte mich, ob ich keinen Sex wolle. Ich sah sie an und verneinte. Wir aßen gemeinsam in einer Spelunke, die ihrer völlig unwürdig war. Nie zuvor hatte ich eine so liebenswürdige Person gesehen, so eine feine, weiche Stimme gehört, solche Lust verspürt, sie in den Arm zu nehmen und ihre Wärme zu spüren. Ich hatte mich verliebt, schon am ersten Abend. Ich suchte sie immer wieder, Nacht für Nacht, ich gab ihr das Geld, dass sie anschließend ihrem Zuhälter geben musste, um nicht von ihm grün und blau geschlagen zu werden. Eine Weile lang ging es gut, doch dann hat er Lunte gerochen und uns aufgelauert, als wir aus dem Restaurant kamen. Er bedrohte uns mit einer Waffe, beinahe hätte er mich erwischt, doch dann haben wir es geschafft, abzuhauen. Eugenia hatte nur das, was sie am Leib trug, keine Papiere, kein Geld, keine Kleidung, nichts. Ich habe sie in dieser Nacht bei mir aufgenommen und wir liebten uns zum ersten Mal. Sie war so warm, so weich, so süß, ich konnte nicht mehr ohne sie sein. Wir liebten uns zärtlich und langsam. Nie hat mich eine Frau so innig geküsst, so liebkost, sich mir so hingegeben. Ich kann mich noch an ihr Gesicht erinnern, als sie mir flüsternd ihre Liebe gestand. Ich hätte sie noch am selben Abend geheiratet. Wir waren füreinander geschaffen. Der Schauspieler und die Hure. Was für eine Lovestory in diesem gesellschaftlichen Sumpf. Eine Weile lang ging es gut, sie hielt sich bei mir versteckt, wir veränderten ihr Aussehen und sie konnte sich auch wieder vor die Tür wagen. Die Liebe war verzehrend, wir konnten nicht genug voneinander bekommen. Doch dann starb ihr Vater, und sie wollte nach Hause zu ihrer Familie. Für die Reise brauchte sie ihre Papiere, die noch immer bei dem Zuhälter lagen.