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Endlich ist es soweit… Simone Dark bloggt.

Als Einstieg das erste Kapitel aus „Die Rache der Schmetterlinge“, ihr erinnert euch?

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Ich habe sie so sehr geliebt. Meine kleine, süße Eugenia. Sie war ein gefallener Engel. Ich wollte sie retten, aus den Klauen dieses Tieres befreien, doch ich war nicht dazu fähig. Ich hatte nicht genug Geld, um ihr ein würdiges Leben schenken zu können. Ich hatte nicht die Macht, nicht die Kraft, um mich gegen diese Verbrecher zu wehren, die tagtäglich die ärmsten Menschen ausnutzen, indem sie ihnen Hoffnungen machen, um sie anschließend zu verkaufen.

Sie war erst 28. Sie hatte das ganze Leben noch vor sich. Aufgewachsen in einem winzigen Ort im bulgarischen Pleven, hatte eine mittelmäßige Schulausbildung genossen und immer vom Westen geträumt. Sie war die Hoffnungsträgerin ihrer Eltern. Jeden Lev haben sie gespart, um ihr die Reise in den vielversprechenden Westen finanzieren zu können. Lange wartete sie auf ihre Chance, dann sah sie eines Tages die Annonce als Altenpflegerin in der Nähe von Innsbruck. Sie antwortete darauf, bewarb sich, wurde angenommen. Mit schweren Koffern und klopfendem Herzen nahm sie den Zug und machte sich auf den Weg ins vermeintliche Glück. Am Bahnhof weinte sie vor Glück, ohne größere Schwierigkeiten im gelobten Land angekommen zu sein. Ein Mann wartete bereits auf sie, ließ sie in sein Auto einsteigen und bat sie zunächst um ihre Papiere. Gutgläubig und naiv wie sie war, überließ sie ihm ihren Ausweis. Er brachte sie in seine Wohnung, gab ihr zu essen und ein Bett. Er erzählte ihr, er müsse noch einige bürokratische Dinge erledigen, bevor sie zu arbeiten beginnen könne, doch so lange sei sie sein Gast. Er kaufte ihr neue Kleider, hochhackige Stiefel, kurze Röcke, sie ließ es sich gefallen. Sie fragte nach, wann sie denn ihre neue Arbeit beginnen könne, doch er vertröstete sie Tag um Tag, Woche um Woche. Eines Abends bekam der Mann Besuch von zwei weiteren Herren, sie feierten und tranken und überredeten Eugenia, mit beiden zu schlafen. Sie bezahlten, lobten ihre Künste, und kamen am nächsten Abend wieder. Eugenia war zur Hure geworden, ohne dass sie es mitbekommen hatte. Nach einigen Monaten schickte der Mann sie auf die Straße. Jeden Abend fuhr er sie in das Industriegebiet, sie ging anschaffen, er holte sie nach vielen Stunden wieder ab und steckte das Geld ein, dass sie sich erschlafen hatte. Eines Abends versuchte sie es bei mir, als ich gerade dabei war, zu tanken. Es ekelte mich, von einer Nutte angesprochen zu werden, doch dann sah ich in ihre traurigen, blauen Engelsaugen und es war um mich geschehen. Ich lud sie ein, etwas zu trinken. Sie fragte mich, ob ich keinen Sex wolle. Ich sah sie an und verneinte. Wir aßen gemeinsam in einer Spelunke, die ihrer völlig unwürdig war. Nie zuvor hatte ich eine so liebenswürdige Person gesehen, so eine feine, weiche Stimme gehört, solche Lust verspürt, sie in den Arm zu nehmen und ihre Wärme zu spüren. Ich hatte mich verliebt, schon am ersten Abend. Ich suchte sie immer wieder, Nacht für Nacht, ich gab ihr das Geld, dass sie anschließend ihrem Zuhälter geben musste, um nicht von ihm grün und blau geschlagen zu werden. Eine Weile lang ging es gut, doch dann hat er Lunte gerochen und uns aufgelauert, als wir aus dem Restaurant kamen. Er bedrohte uns mit einer Waffe, beinahe hätte er mich erwischt, doch dann haben wir es geschafft, abzuhauen. Eugenia hatte nur das, was sie am Leib trug, keine Papiere, kein Geld, keine Kleidung, nichts. Ich habe sie in dieser Nacht bei mir aufgenommen und wir liebten uns zum ersten Mal. Sie war so warm, so weich, so süß, ich konnte nicht mehr ohne sie sein. Wir liebten uns zärtlich und langsam. Nie hat mich eine Frau so innig geküsst, so liebkost, sich mir so hingegeben. Ich kann mich noch an ihr Gesicht erinnern, als sie mir flüsternd ihre Liebe gestand. Ich hätte sie noch am selben Abend geheiratet. Wir waren füreinander geschaffen. Der Schauspieler und die Hure. Was für eine Lovestory in diesem gesellschaftlichen Sumpf. Eine Weile lang ging es gut, sie hielt sich bei mir versteckt, wir veränderten ihr Aussehen und sie konnte sich auch wieder vor die Tür wagen. Die Liebe war verzehrend, wir konnten nicht genug voneinander bekommen. Doch dann starb ihr Vater, und sie wollte nach Hause zu ihrer Familie. Für die Reise brauchte sie ihre Papiere, die noch immer bei dem Zuhälter lagen.