Bemerkenswert

Die Taten der Opfer: Ein Blick zwischen die Zeilen

Teil 3: Darf ich vorstellen? Anne Marschall

Ihre ursprüngliche Rolle in „Annes Schwester“ und ihre heutige Figur in „Die Taten der Opfer“

Ich habe dem Roman „Die Taten der Opfer“ einen Spitznamen verpasst und ihn „Annes Schwester reloaded“ genannt. Anne Marschall wurde bereits im Jahre 2015 erfunden, und zwar als Mörderin in dem Thriller „Annes Schwester“: Was mit einem Ideenwettbewerb für ein neues Buch beginnt, führt zu furchtbaren Erinnerungen an eigene Mobbing-Erfahrungen in der Schule und dem bösen Erwachen, als sie aus der Zeitung von rätselhaften Morden an mehreren Schülerinnen erfährt.

Die neue Anne Marschall hat mit ähnlichen Erinnerungen zu kämpfen. Eines schönen Tages erhält sie die Einladung zum dreißigjährigen Klassentreffen. Sie selbst war die Außenseiterin der Klasse im Mädcheninternat, weil sie sich mehr für Geschichte, Religion und das Mittelalter als für das moderne Leben pubertierender junger Damen interessierte. Man hänselte sie, schlug sie, verachtete sie, verletzte ihr Gesicht und entstellte sie für immer. Anlass genug für unsere Protagonistin, sich ganz im Sinne ihrer Liebe zum Mittelalter an ihren Widersacherinnen zu rächen.

Anne Marschall wird als eine Frau mit mehreren Gesichtern dargestellt. Sie ist die in sich gekehrte Autorin, die sich ihre eigene Welt in ihrer kleinen Wohnung im Brixner Stadtteil Stufels geschaffen hat. Sie ist die gute Freundin ihrer Assistentin Marlene Pittscheider, deren Leben sie gerettet hat und um die sie sich nun fast mütterlich kümmert. Sie ist eine Verehrerin Oswald von Wolkensteins und eine Vertreterin mittelalterlicher Lasten und Tugenden.

Und sie ist ein Opfer ihrer Vergangenheit, die sie wiederum zur Täterin macht.

Link zum Podcast: https://castbox.fm/app/castbox/player/id4941647?v=8.22.11&autoplay=0