Sun’n Sea

Sun’n Sea betrachtete sich im Spiegel. Ihr Haut hatte einen goldbraunen Schimmer angenommen, die kleinen Fältchen um ihre blauen Augen zeigten winzige letzte weiße Spuren. Seit zwei Monaten lebte sie nun am Meer, sie hatte sich so sehr danach gesehnt, die Gischt zu hören, die Gezeiten zu beobachten, dem Lachen der Möwen zu lauschen, das Salz und die Sonnencreme auf ihrer Haut zu riechen. Hier war sie nun, hatte ihr Leben einfach umgekrempelt und ihren eigentlichen Namen durcheinandergewirbelt. Aus der verfolgten Susanne war Sun’n Sea geworden. Die Sonne und die See. Sie wich von ihrem Spiegelbild ab, stieg die kleinen Stufen empor und legte sich an Deck. Die Sonne brannte in ihrem Gesicht, auf ihrem Körper, in ihrem Nabel. Nur die Meeresbrise machte die Mittelmeerhitze erträglich.

Sun’n Sea lauschte. Ob er wohl noch da draußen war? Angestrengt versuchte sie, das Plätschern der Wellen zu ignorieren. Nein, er war nicht mehr zu hören. Kein Hilferuf mehr, kein Fluchen, kein Gurgeln. Er hatte es nicht geschafft, dieses Mal nicht. Sie entspannte sich. Endlich war sie frei.

Das Meer: ihr Retter, sein Grab.