Bemerkenswert

Der König von Tiers: Preview

In 10 Tagen ist es soweit: Filippo Magnabosco und Carmela Pasqualina ermitteln wieder. Ein verzwickter Entführungsfall führt die beiden dieses Mal ins alpine Hochgebirge – den Rosengarten. Hier eine kleine Leseprobe…

Filippo Magnabosco setzte sich an diesem Montagnachmittag mit einem lauten Ächzen auf seinen Bürostuhl. Jeder einzelne Muskel tat ihm weh und er hatte schrecklichen Hunger. Carmela Pasqualina, seine Assistentin und seit einigen Monaten auch Lebensgefährtin, hatte ihn gegen seinen Willen in einem Bozner Fitnessstudio eingeschrieben.

Pesi statt Pasta“, hatte sie ihm an diesem Morgen liebevoll ins Ohr geflüstert, einen grünen Tee und eine Schüssel ungesüßten Müslis mit entrahmter Milch vorgesetzt. „Gewichtheben statt Nudeln essen“, wozu sollte das gut sein? Magnabosco hatte sein ungewöhnliches Frühstück, das sonst aus einer Brioche und einem Cappuccino in der Bar bestand, zunächst angestarrt und dann hinuntergewürgt. Während er sich rasierte, hatte Carmela ihm erklärt, dass man ihn in der Mittagspause in einem Fitnessstudio in der Innenstadt erwarte. Magnabosco war irritiert. „Dein Personal Trainer“, hatte Carmela gesagt, ihm ein Küsschen auf den weiß umschäumten Mund gedrückt und das Bad verlassen, bevor er etwas entgegnen konnte.

Erstaunlicherweise war er an diesem Morgen voller Energie zur Arbeit gefahren – mit dem Fahrrad, wohlgemerkt.

Nun, als die Mittagspause vorbei war und Magnabosco endlich seine Vesper verzehren durfte – sie bestand aus einer Stange Sellerie, einer Biokarotte und einem Vollkornbrötchen mit kalorienarmem Frischkäse –, übermannte ihn heftige Müdigkeit wegen der sadistischen Gewichtsübungen im Fitnessstudio. Er legte das Gemüse zurück in die Lunchbox, machte die Augen zu und träumte von einem Wiener Schnitzel mit Pommes frites. Oder Knödel mit Krautsalat, so wie seine Mutter sie immer zubereitet hatte. Dann musste er an die Lasagne seiner Großmutter denken. Dieser Duft … allein beim Gedanken daran lief ihm das Wasser im Munde zusammen. Gerade, als seine Beine sich zu entspannen schienen, wurde mit einem Poltern die Tür zu Magnaboscos Büro aufgeschlagen. Nothdurfter, sein Vorgesetzter, schrie ihn an und riss ihn aus dem Halbschlaf: „Magnabosco! Was ist mit Ihrem Telefon? Warum antworten Sie nicht?“

Magnabosco fing sich, stand ein wenig zu ruckartig auf und spürte ein heftiges Ziehen im Lendenwirbel, das ihn sofort wieder in den Bürostuhl zwang.

„Entschuldigung, ich habe es nicht gehört“, stammelte er und suchte den Tisch nach dem Mobiltelefon ab.

„Kein Wunder, es ist ja auch ausgeschaltet“, gab Nothdurfter zurück. „Und das während der Arbeitszeit! Aber das besprechen wir nachher in meinem Büro.“ Dann ging er beiseite und ließ einen Herrn eintreten. „Magnabosco, das ist Herr Dieter Pardeller aus Eppan. Er ist der Besitzer einer bekannten Kellerei in St. Pauls. Seine Tochter ist seit vorgestern Abend abgängig.“

„Für die Abgängigkeitsanzeigen sind die Kollegen im oberen Stock zuständig.“

„Herr Pardeller ist der Meinung, es könne sich um eine Entführung handeln. Schließlich ist seine Tochter die nominierte Weinkönigin.“

Nothdurfter bot dem Winzer einen Stuhl an, dieser setzte sich und zog einen weißen Umschlag aus seinem ledernen Herrentäschchen. Magnabosco blieb still und nickte, es brachte ja doch nichts, seinem Vorgesetzten zu widersprechen.

„Einen Moment bitte noch“, sagte er zu Pardeller, nachdem er ihm kurz die Hand gedrückt hatte, rief Carmela an und bat sie zu sich. Einige Sekunden später betrat sie schwungvoll sein Büro, drückte Herrn Pardeller freundlich die Hand und zückte einen Stift, um die Aussage des besorgten Vaters zu notieren. Zwischendurch betrachtete sie ihn mitfühlend.

„So, Ihre Tochter ist also verschwunden?“, begann Magnabosco das Gespräch.

Pardeller nickte. „Sie war am Samstagabend bei einer Weinverkostung in Kaltern eingeladen und ist nicht zurückgekommen.“

„Freunde, Verwandte, bei denen sie vielleicht untergekommen ist?“, erkundigte Magnabosco sich.

„Nein, haben wir alle angerufen. Sie ist wie vom Erdboden verschluckt.“

„Hat Sie vielleicht einen Freund, von dem Sie nichts wissen?“

Carmela hob ihre linke Augenbraue und schielte zu Magnabosco herüber.

„Von dem Sie bislang nichts wussten, meinte ich natürlich“, verbesserte Magnabosco sich schnell. Er musste dringend richtige Nahrung zu sich nehmen, sonst funktionierte er nicht. Wieder roch er die Lasagne seiner Großmutter.

„Simona, also meine Tochter, ist mit Hartwig verlobt.“

„Artewigge … Nachname? Adresse?“, fragte Carmela nach.

Pardeller buchstabierte den vollständigen Namen des Mannes und nannte ihr die Adresse.

„Meine Frau wird fast verrückt vor Sorge, also finden Sie sie bitte. Außerdem wird Simona nächste Woche offiziell zur Weinkönigin gekrönt. Und in drei Wochen ist die Hochzeit mit Hartwig“, sagte Pardeller.

„Haben Sie ein Foto von Ihrer Tochter dabei?“, fragte Magnabosco.

„Ja, hier, das können Sie behalten“, antwortete Pardeller und entnahm seiner Tasche einen weißen Umschlag. Magnabosco öffnete ihn und betrachtete Simonas hübsches, strahlendes Gesicht.

„Erzählen Sie mir von Ihrer Tochter. Umfeld, Probleme, wirklich alles.“

Seine Tochter war fünfundzwanzig Jahre alt und studierte im letzten Semester Weinbau, um irgendwann in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten. Sie war allseits beliebt, hatte einen großen Bekanntenkreis und war sehr in Hartwig verliebt. Die beiden kannten sich schon einige Jahre und hatten nun beschlossen, zu heiraten und eine Familie zu gründen. Soweit Pardeller wusste, hatte sie keine finanziellen Probleme, schließlich unterstützten er und seine Frau Elisabeth sie ja auch mit monatlichen Zuwendungen für das Studium. Außerdem konnte sie weiterhin zu Hause wohnen. Simona, die von allen nur Simmi genannt wurde, war ein fröhliches Mädchen, kannte sich im Weinbau bestens aus und schien ein rundum glückliches Leben zu führen.

„Was macht sie in ihrer Freizeit?“, fragte Carmela und knabberte an ihrem Kugelschreiber.

„Sie klettert oft und geht gern wandern“, erklärte Pardeller.

„Mit wem?“

„Mit Hartwig. Meistens sind auch seine zwei Cousins und ein paar Freunde dabei.“

„Hat sie eine beste Freundin, eine Vertraute?“, ergänzte Magnabosco. In diesem Alter erzählte man die eigenen Probleme nicht mehr seinem Vater.

„Mit einer gewissen Claudia trifft sie sich des Öfteren, zumindest hat sie sie ein paarmal beim Abendessen erwähnt. Die beiden studieren zusammen.“

„Ich brauche alle Namen und Adressen“, sagte Magnabosco und stand auf. Nun schmerzten nicht nur seine Muskeln , sondern auch sein leerer Magen. Er bat Carmela, gemeinsam mit Pardeller alle Einzelheiten an ihrem Schreibtisch aufzunehmen. Sie nickte, er verabschiedete sich von dem Winzer und schloss die Bürotür hinter ihnen. Dann stürzte er sich auf sein Vollkornbrötchen, biss hinein und stieß mit den Zähnen auf etwas Hartes. Es knirschte, ein stechender Schmerz durchfuhr Magnaboscos Oberkiefer und er konnte gerade noch die Plombe auffangen, die sich von seinem Zahn gelöst hatte.

Bemerkenswert

Back in town!

Vor einem Monat hatte ich zum ersten Mal die Gelegenheit, einen meiner Krimis in meiner Heimatstadt Breisach am Rhein vorzulesen. 

Es wurde Großartiges geleistet: die Stadtbibliothek Breisach hat den Abend perfekt organisiert und selbst dann noch Stühle für die Besucher hervorgezaubert, als eigentlich schon gar keine mehr da waren.

Die Pressearbeit des Reblandkurier und der Badischen Zeitung war enorm und hat sehr viel mehr Besucher angelockt, als ich mir je erträumt hätte.

Meine Familie hat mit vereinten Kräften mitgeholfen, ein Südtirol-Buffet aufzubauen. Ich durfte einen wundervollen, aufregenden Abend mit vielen alten Bekannten erleben und ihnen endlich meinen neuen Kommissar Filippo Magnabosco und seine Assistentin Carmela Pasqualina vorstellen. Dafür noch einmal ein ganz großes Dankeschön!

Bemerkenswert

Die Taten der Opfer: Ein Blick zwischen die Zeilen.

Teil 4: Darf ich vorstellen? Anne Marschall Mobbing in Schulen: Der wahre Hintergrund des Romans.

Es ist ein leidiges Thema, dieses Mobbing in den Schulen. Früher waren es Hänseleien auf dem Schulhof, vielleicht wurde man dann und wann geschubst oder auch mal heimlich geschlagen, fand sein eigenes Fahrrad mit aufgeschlitzten Reifen vor und hatte Bauchweh, wenn man in die Schule musste. Man war das Opfer und niemand war sich zu schade dafür, nochmal draufzuhauen. „Warum wehrst du dich nicht einfach?“, wurde ich gefragt. Ich konnte es nicht. Sie waren zu viele und wechselten sich ständig ab. Mal waren es die Mädchen aus der eigenen Klasse, dann die aus der Parallelklasse, dann die vom Sportverein, man hatte es schließlich immer mit denselben pickenden Hühnern zu tun. Mit Ende der Schulzeit lernte ich tatsächlich, ihnen Paroli zu bieten. Diese Schutzfunktion habe ich bis heute aufrechterhalten und stetig verbessert, nun habe ich Haare auf den Zähnen und kann mich mit Worten bestens wehren. Vielleicht hätte damals ein Bruchteil dieser Schlagfertigkeit gereicht, um die Zimtzicken in Zaum zu halten. Stattdessen wurden die Noten schlechter, das Bauchweh ärger und ein Psychologe musste zu Rat gezogen werden.

Heute ist es anders und anscheinend schlimmer. Den Mobbern hilft das Internet bei der Verbreitung ihrer Dummheiten, Mitschüler und Lehrer werden gefilmt, fotografiert und dann in Streaming ausgelacht. Bodyshaming, das zu Essstörungen bei Jugendlichen führt. Beleidigungen und Erniedrigungen, die im Burnout enden.

Dürfte ich einen Appell in die Welt hinausschreien, wäre er: Lasst es sein und respektiert euch. Es ist einfacher, als ihr denkt.

Zum Podcast: https://castbox.fm/app/castbox/player/id4941647?v=8.22.11&autoplay=0

Bemerkenswert

Die Taten der Opfer: Ein Blick zwischen die Zeilen

Teil 3: Darf ich vorstellen? Anne Marschall

Ihre ursprüngliche Rolle in „Annes Schwester“ und ihre heutige Figur in „Die Taten der Opfer“

Ich habe dem Roman „Die Taten der Opfer“ einen Spitznamen verpasst und ihn „Annes Schwester reloaded“ genannt. Anne Marschall wurde bereits im Jahre 2015 erfunden, und zwar als Mörderin in dem Thriller „Annes Schwester“: Was mit einem Ideenwettbewerb für ein neues Buch beginnt, führt zu furchtbaren Erinnerungen an eigene Mobbing-Erfahrungen in der Schule und dem bösen Erwachen, als sie aus der Zeitung von rätselhaften Morden an mehreren Schülerinnen erfährt.

Die neue Anne Marschall hat mit ähnlichen Erinnerungen zu kämpfen. Eines schönen Tages erhält sie die Einladung zum dreißigjährigen Klassentreffen. Sie selbst war die Außenseiterin der Klasse im Mädcheninternat, weil sie sich mehr für Geschichte, Religion und das Mittelalter als für das moderne Leben pubertierender junger Damen interessierte. Man hänselte sie, schlug sie, verachtete sie, verletzte ihr Gesicht und entstellte sie für immer. Anlass genug für unsere Protagonistin, sich ganz im Sinne ihrer Liebe zum Mittelalter an ihren Widersacherinnen zu rächen.

Anne Marschall wird als eine Frau mit mehreren Gesichtern dargestellt. Sie ist die in sich gekehrte Autorin, die sich ihre eigene Welt in ihrer kleinen Wohnung im Brixner Stadtteil Stufels geschaffen hat. Sie ist die gute Freundin ihrer Assistentin Marlene Pittscheider, deren Leben sie gerettet hat und um die sie sich nun fast mütterlich kümmert. Sie ist eine Verehrerin Oswald von Wolkensteins und eine Vertreterin mittelalterlicher Lasten und Tugenden.

Und sie ist ein Opfer ihrer Vergangenheit, die sie wiederum zur Täterin macht.

Link zum Podcast: https://castbox.fm/app/castbox/player/id4941647?v=8.22.11&autoplay=0

Bemerkenswert

Die Taten der Opfer: Ein Blick zwischen die Zeilen.

Teil 2: Darf ich vorstellen? Kommissar Filippo Magnabosco

Filippo Magnabosco und das ewige Pech

Jeder Mensch hat einen Begleiter im Leben. Das kann ein guter Freund, ein Ehepartner, ein Hund sein, vielleicht auch einfach nur ein Lied oder ein Gefühl, das uns für immer treu bleibt. Auch Filippo Magnabosco hat einen Compagnon: sein stets präsentes Pech, das ihn niemals im Stich lässt.

Gleich zu Beginn des Buches, als unser neuer Kommissar sich vorstellt, findet er die Mahnung der Telefongesellschaft im Briefkasten, bemerkt, dass er in einen Hundehaufen getreten ist, vergisst seinen Schlüssel, wartet auf seine Freundin, die ihn eigentlich verlassen will und verpasst, dass seine Fußballmannschaft glamourös absteigt. Aber Magnabosco nimmt es gelassen, nichts kann ihn aus der Ruhe bringen.

Diese Pechsträhne verfolgt Filippo Magnabosco schon Zeit seines Lebens. Als er zum ersten Leichenfundort gerufen wird, erinnert er sich an seine Jugend. Ein Mädchen hatte er ausführen und sie auf einer Parkbank am Brixner Eisackufer küssen wollen, doch sie zierte sich und lief davon. Als er schließlich traurig und frustriert nach Hause kam, standen ihre Schuhe vor der Zimmertür seines Bruders. Und nun ist da Clara, die Frau mit der er eine On-Off-Fernbeziehung der besonders komplizierten Art unterhält. Sie verlässt ihn, kommt zurück, kann nicht ohne ihn und nicht mit ihm leben. Gut, dass es da noch die eine gibt, die Magnabosco von nun an begleiten wird, egal, ob er will oder nicht: Carmela Pasqualina, seine neue Partnerin, die vielleicht doch nicht ganz so übel ist, wie Magnabosco zunächst befürchtete.

Und hier geht’s zur Lauschversion:

https://castbox.fm/app/castbox/player/id4941647?v=8.22.11&autoplay=0

Bemerkenswert

Die Taten der Opfer: Ein Blick zwischen die Zeilen

Teil 1: Darf ich vorstellen? Kommissar Filippo Magnabosco!

Spannendes Hintergrundwissen für Fans der Südtirol-Krimis:
In diesem siebenteiligen Podcast-Special wird wöchentlich Neues über die Protagonist:innen des Romans „Die Taten der Opfer“, über die spektakulären Schauplätze in ganz Südtirol, und auch über die faszinierende historische Figur des Minnesängers und Ritters Oswald von Wolkenstein, der Pate für den Bösewicht des neuen Südtirol-Krimis stand, verraten.

Hier geht’s direkt zum Podcast: https://castbox.fm/app/castbox/player/id4941647?v=8.22.11&autoplay=0
Bemerkenswert

Schreibroutine – Teil 2

zum Podcast: https://cloud.simonedark.de/index.php/s/KQGmXMADJ8DRcL2

Der Bozen-Krimi im Raetiaverlag: Das Gefühl, am richtigen Ort angekommen zu sein.

Wir machen einen Zeitsprung ins Jahr 2021. Ich hatte bereits ein Buch veröffentlicht, es lag und liegt in den Buchhandlungen aus. Mit Edition Raetia hatte ich mich auf ein Buchprojekt geeinigt, dann kam die wunderbare Anfrage, die Reihe der Bozen-Krimis zu übernehmen, sprich, die Drehbücher in handliche Romane zu verwandeln. Das Rezept dafür: Es muss draußen dunkel sein (das braucht die Dark, sonst hieße sie nicht so), die richtige Playlist (ja, ich gebe es an dieser Stelle zu: ich habe mir Spotify noch immer nicht heruntergeladen sondern benutze Youtube, so richtig retro), ein wenig Kerzenlicht (wie altmodisch und gefährlich!) und… nein, keine Feder mit Tinte, sondern einen PC mit Officepaket. All dies führt in den besten Fällen zur richtigen Schreibstimmung. Nun nehme man das Drehbuch mit den Dialogen und Regieanweisungen und formuliere es so, dass es zu einem Fließtext wird.

Wenn man frische Luft braucht, lohnen sich Ausflüge an die Drehorte. Der Bozen-Krimi ist ja bekanntlich ein Zusammenschnitt vieler schöner Südtiroler Ortschaften, die man jederzeit besichtigen kann. Bei „Verspieltes Glück“ habe ich mich in Meran, Langfenn und in Eppan umgesehen, die Luft dort eingeatmet, die Geräusche und Gerüche verinnerlicht, Fotos gemacht, die Eindrücke mit nach Hause genommen und dort zu Papier gebracht. Manchmal in wenigen Zeilen, manchmal wurden daraus sogar zusätzliche Kapitel.

Dann die Sache mit den Charakteren, die die Schauspieler verkörpern. Immerhin haben wir es mit dem Bozen-Krimi zu tun, da sind Chiara Schoras, Gabriel Raab, Hanspeter Müller-Drossaart, Stefano Bernardin und viele weitere Größen der Filmbranche beteiligt. Sie sind Polizisten, Ermittler, Bösewichte, zeigen Freude, Traurigkeit, Schwäche, Stärke, Macht und Ohnmacht: All dies musste in den Roman mit hinein. Ich musste diese Menschen, die sie darstellen, kennenlernen, also sah ich mir die älteren Bozen-Krimis an und beobachtete ihre Entwicklung. Ein direktes Treffen mit den Schauspielern am Set hingegen habe ich vermieden. Nicht, weil es mich nicht interessiert hätte, aber ich wollte ihnen gegenüber neutral bleiben. Und außerdem: Sie sahen mir beim Schreiben ja auch nicht über die Schulter 😉.

Noch drei kleine Gänsehautmomente, die ich euch keinesfalls vorenthalten möchte: Der erste kam zwei Wochen vor der Veröffentlichung zustande, als Felix, Projektleiter der Edition Raetia, mir das Büchlein mit einem Lächeln in die Hand drückte und ich mit dem Team anstoßen durfte. Der zweite, als ich den Bozen-Krimi dann im Fernsehen verfolgte, und bereits alle Details des Films kannte. Und der dritte, als ich den Roman leibhaftig in der Buchhandlung entdeckte. Und da behaupte mal noch einer, Bücher seien nichts Aufregendes!

Vielleicht habt ihr ja jetzt auch Lust, euch auf eine „kriminelle“ Reise durch Südtirol zu begeben?

Viel Spaß dabei wünscht euch: Eure Simone.

Schreibroutine – Teil 1

Lange, lange ist es her… ein Bild aus dem Jahre 2013.

Hier geht’s direkt um Podcast:

https://cloud.simonedark.de/index.php/s/HJ2Zqkxc2tt3NYS

Zu den Fragen

Wann hat das eigentlich mit dem Schreiben bei dir angefangen?

Wie schreibst du?

möchte ich in den nächsten Podcasts ein bisschen aus meinem Federmäppchen plaudern. Ein Nähkästchen besitze ich nämlich leider nicht.

Zu ersten Frage. Nun, „das mit dem Schreiben“ muss so etwa in meinem sechsten Lebensjahr begonnen haben, als man es für sinnvoll erachtete, mich zur Schule zu schicken. Man brachte mir einen Buchstaben nach dem anderen bei und bald konnte ich daraus erste Worte und dann sogar Sätze bilden 😊. Scherz beiseite, diese Schinderei haben wohl die meisten von uns mitgemacht. Also, Hand aufs Herz: Die ersten Kurzgeschichten habe ich bereits im süßen Alter von etwa vierzehn Jahren verfasst, als ich mich unsterblich in einen Kerl verliebt hatte. Ich habe ihm die heftigsten Liebesdramen gewidmet, schade nur, dass er es nie mitbekommen hat und ich zu schüchtern war, sie ihm zu unterbreiten.

Mit dem Studium wurde das emotionale Schreiben dann weniger und ich konzentrierte mich auf technische Texte. In sechs Unijahren erlernte ich das Übersetzen italienischer und französischer Rechtstexte, Bedienungsanleitungen, Zeitungsartikel usw. Gleich nach dem Studium verschlug es mich nach Südtirol, wo ich dann meine Berufung zum Beruf machte.

Vor knapp zehn Jahren holte mich das kreative Schreiben allerdings wieder ein. Es war im Oktober 2013, als ich in einer einsamen Stunde plötzliche Lust auf eine Lovestory verspürte und dieser auch nachgab. Der ersten Liebesgeschichte folgte eine zweite, daraus wurden so viele, dass es tatsächlich für ein kleines Taschenbuch reichte. Doch was tun mit einem Manuskript, an dem eigentlich keiner so recht interessiert ist? Klar: Selfpublishing war angesagt. Ich muss allerdings sagen, dass dies ein nicht besonders lohnender Knochenjob war, den ich bald wieder hinschmiss.

Es war also an der Zeit, die Strategie zu ändern. Ich versuchte zunächst, den Buchmarkt als solches zu verstehen und merkte bald, dass Autoren ohne Verlag überhaupt keine Chance haben. Dann gab es da noch Agenten, die sich für viel Geld darum kümmerten, dass das eigene Manuskript irgendwo angenommen wird. Auch hier galt: no money, no chance. Und money hatte ich zu jener Zeit echt so gar keins. Also versuchte ich es auf bei regionalen Verlagen und wurde tatsächlich angenommen.

Und in der nächsten Ausgabe erzähle ich euch dann, wie „das mit dem Schreiben“ tatsächlich funktioniert.

Bis bald,

Eure Simone.

Fuchs im Glück

Ein frischer, grauer Morgen, der Wald roch nach seinem Holz. Unter den Stiefeln knirschten Rollsplit und der letzte Schnee. Der Enkel beobachtete seinen Großvater, blickte dann in den Wald hinein, glaubte, einen Pilz zu sehen. Nein, doch nur ein welkes, gelbes Blatt. Wieder sah er zum Großvater, der trotz seines schwachen Herzens aufrecht und beschwingt den steilen Forstweg hinauf stapfte. Sein Rücken war von einem grünen Rucksack bedeckt, sein Jagdgewehr, eine Bockflinte, lag geknickt über seiner Schulter. Fast zärtlich trippelten die alten Hände über den silbrig glänzenden Lauf. Der Großvater drehte sich um, zeigte seinem Enkel an, still zu sein und leise zu gehen. Dann tippte er sich an die Nase und raunte:

„Ich kann ihn schon riechen, den Fuchs.“

Vorsichtig schob er einige Äste beiseite und bahnte sich den Weg durch die Tannen zum Hochsitz. Er ließ seinen Enkel vorgehen, geschickt stieg der Bub die Leiter hinauf. Der Großvater folgte ihm schwer atmend, setzte sich mit einem Ächzen hin und packte einen Kanten Speck aus dem Rucksack. Er schnitt eine Scheibe davon ab und schmiss sie in hohem Bogen vom Hochsitz in den Wald.

„Für den Fuchs.“

Zwei Stunden vergingen, der Tag brach an und die Nebel lichteten sich. Der Enkel legte das Fernglas beiseite, sah zu seinem Großvater hinauf, dieser hatte die Augen geschlossen. Ein Rascheln ließ den Enkel aufmerksam werden, erneut nahm er das Fernglas auf und sah erst den roten Körper des Fuchses, dann seinen langen, buschigen Schweif.

„Großvater, der Fuchs!“

Doch der Großvater hörte ihn nicht mehr. Seine groben, schwieligen Hände lagen ruhig auf der Flinte, der alte Mann war still. Der Fuchs sah auf, kreuzte den Blick des erschrockenen Enkels und bedankte sich für sein Glück. Und den Speck.

 

Was für ein herrlich frischer Morgen,

überall Tröpfchen frischen Taus

möcht‘ mir nun zu Fressen besorgen,

vielleicht find ich ja eine Maus.

 

Seh ich richtig, kommt von unten

herauf vom Weg der Jägersmann?

Ach, er wandert wieder Stunden

den Weg hinauf zur alten Tann‘.

 

Auch der Bube ist dabei,

geht mit dem Opa auf die Pirsch.

Blind laufen sie an mir vorbei,

besser wär’s, sie jagten einen Hirsch.

 

Fuchs, du hast die Gans gestohlen,

gib sie wieder her.

das singt geheim der Jägermeister

Mit dem Schießgewehr.

 

Der Jäger denkt, er sei gewitzt,

mit der Flinte er da oben sitzt.

Mich ködern will er mit dem Speck,

sein Herz versagt… und ich bin weg!